Äpfel ohne Ende - die Schlaraffenburger Ernte 2025
Neben den Äpfeln, die wir von unseren treuen Projektteilnehmern geliefert bekommen - was den Großteil (ca. 90%) der jedes Jahr umgesetzten Mengen ausmacht - müssen auch unsere Äpfel, also die von den Flächen, die wir selbst mit dem Schlaraffenburger Team bewirtschaften, ihren Weg in die Keltereien finden.
Die Herausforderung
Wie jeder weiß, der selbst schon mal bei der Kelterobsternte dabei war, handelt es sich dabei um ein arbeitsintensives Unterfangen. Zudem sind unsere ca. 36 Hektar keine zusammenhängende Obstanlage, sondern viele über die Landkreise Aschaffenburg und Alzenau verteilte einzelne Streuobstwiesen. Allein das Anfahren der vielen Flächen ist da schon zeitaufwändig. Die Flächen wollen alle für die Ernte vorbereitet sein und es braucht eine Ernteschätzung mit der zu erwartenden Menge und dem Reifezeitpunkt der in diesem Jahr tragenden Bäume, um die Ernte planen zu können.
Nach zwei Jahren mit überschaubaren Erträgen zeichnete sich bei der Ernteschätzung schon ab, dass wir in diesem Jahr große Mengen zu bewältigen haben werden.
Maschineneinsatz erleichtert die Arbeit und erhöht die Schlagkraft
Zum Schütteln der Bäume nutzen wir einen Traktor mit Seilschüttler, was eine enorme Arbeitserleichterung darstellt.
Wir schütteln die Äpfel in Netze und ziehen die Äpfel unterm Baum hervor, wo wir sie dann mit einer selbstfahrenden Lesemaschine auflesen. Auf diese Weise ist die Lesemaschine äußerst effizient eingesetzt, da sie wenig Fläche abfahren muss. Die Äpfel müssen nicht mehr nachsortiert werden und die faulen Äpfel bleiben unterm Baum liegen.
So können wir große Mengen bewältigen und schonen dabei unsere Knochen. Die Erntearbeit bleibt trotzdem anstrengend genug.
Zweibeinige „Lesemaschinen“, nach wie vor unersetzbar!
So effizient und kräfteschonend das Arbeiten mit der Lesemaschine auch ist, das Auflesen der Äpfel mit der Hand hat auch seine Vorzüge und bleibt weiterhin unverzichtbar. So gibt es Stellen, wo die Maschine die Äpfel nicht erwischt, und es liegen, je weiter die Saison fortgeschritten ist, umso mehr Äpfel schon vor dem Schütteln unter dem Baum,. Diese Äpfel aufzulesen und die schon gammeligen Exemplare liegen zu lassen, dafür braucht es Augen und Hände - da muss die Maschine passen.
Deshalb sind wir immer freitags nochmal mit einem Handlesetrupp über die unter der Woche maschinell beernteten Flächen gegangen und haben so immer nochmal eine ordentliche Menge Äpfel von der Wiese geholt.
Von freiwilligen Helferinnen und Helfern, dem Miteinander und dem wahren Wert unserer Streuobstwiesen
Bei den Handlese-Einsätzen hatten wir erfreulicherweise auch in diesem Jahr wieder viele helfende Hände von Menschen, die uns freiwillig und unentgeltlich unterstützt haben.
Auch gab es einzelne Aktionen, wie die alljährliche Ernteaktion mit Familien und Kindern, Einsätze mit DPD- Mitarbeiter*innen, Adam Fairkaufen und einem Kurs der FOS/BOS Aschaffenburg und Studenten der Uni Gießen.
Bei diesen Gemeinschaftseinsätzen konnte man sinnlich erfahren, was uns unsere Streuobstwiesen neben dem gesunden und leckeren Obst noch alles bieten können.
Ohne Maschinen-Gebrumm im Hintergrund konnte man sich beim gemeinsamen Apfellesen unterhalten, den Reichtum an verschiedenen Sorten, aber auch der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt bestaunen. Nach getaner Arbeit konnte man stolz auf die vollen Hänger und das Ergebnis gemeinsamer Arbeit blicken oder sich auch einfach nur wohlfühlen in einer traumhaften Umgebung in der Natur unter netten Menschen und beim gemeinsamen und wohlverdienten Vesper feststellen, wie wenig es manchmal braucht, um zufrieden zu sein.
Für mich wird bei diesen Aktionen - und jetzt wird’s philosophisch - erst der wahre Wert unserer Streuobstwiesen spürbar. Denn sie sind weit mehr als ein Ort der Nahrungsmittelproduktion. Sie sind ein Stück Kulturgeschichte und ein Beispiel, an dem man sehen kann, wie Menschen gemeinsam und im Einklang mit der Natur etwas schaffen können, was wirklich und nachhaltig Reichtum hervorbringt - auch wenn sich der im gegenwärtigen Wirtschaftssystem nicht in Euro und Cent widerspiegelt.
Deshalb an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an alle, die ebenfalls diesen Wert sehen können und jedes Jahr wieder die Ärmel hochkrempeln, um unsere Streuobstwiesen zu pflegen und am Ende die Früchte unserer Arbeit einzufahren!
In diesem Sinne, nach der Ernte ist vor der Ernte! Bis im nächsten Jahr wieder, auf der Wiese oder bei der Apfelannahme😊!
Marcus Curtis


