Wir alle als Streuobstbewirtschafter und damit als Landschaftsmitgestalter tragen eine große und direkte Mitverantwortung dafür, wie die Zukunft im Bezug auf die Biodiversität (Insektensterben etc.) aussieht. Neben den Bäumen und vielleicht noch mehr spielt die Art und Weise, wie wir unsere Wiesen bewirtschaften (Unterwuchspflege) dafür eine riesige Rolle. Unsere Streuobstwiesen sind seltene Refugien in einer überwiegend von Ackerland oder Intensivwiesen geprägten Landschaft. Neben Insekten geht es aber natürlich auch um Säugetiere wie bodenbrütende Vögel, Rehe u.v.a., Amphibien wie Frösche u.v.a. sowie auch Reptilien wie Eidechsen, Blindschleichen u.v.a. Alle Tiere leiden unter der Mahd.
Daher greifen wir in diesem Beitrag das Thema „tierschonende Unterwuchspflege“ auf. Wir wollen Ihnen damit Informationen und praktikable Empfehlungen an die Hand geben, wie Sie Ihre Wiese in Schuss halten können, ohne dabei unnötig viele Tiere zu töten oder die Ökologie unnötig viel zu beeinträchtigen. Eine Zusammenfassung mit den wichtigsten „Regeln“ zum Thema, die auch wir beherzigen, haben wir unten für Sie zusammengestellt. Möglicherweise auftauchende Fragen dazu beantwortet ein hervorragend aufbereitetes Papier dazu, das wir grundsätzlich allen „Wiesenwirten“ ans Herz legen:
https://www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/doc/an36208van_de_poel_et_al_2014_mahd.pdf
tierschonende Unterwuchspflege
- Wo möglich Beweidung, ideal: unterschiedliche Weidetiere. Entscheidend hierbei: Der Baumschutz muss zu 100% gewährleistet sein und die Beweidung muss vom Tierhalter sehr gut gemanagt werden, damit den Bäumen nichts passiert und die Weidetiere möglichst „artgerecht“ gehalten sind
- Wenn möglich (bei gut entwickelter sehr magerer Wiese) à Brache! (Mahd nur alle 2-3 Jahre)
- Frühe Mahd (nur nötig, solange Brombeeren, Schlehen o.ä. verdrängt werden müssen) bis spätestens Ende März
- Späte Mahd ab frühestens Mitte Juli
- Wenn möglich Balkenmäher dem Mulcher oder anderen Mähwerken vorziehen (noch besser: Handsense)
- Schnitthöhe mind. 10cm, besser 12cm
- Fläche möglichst wenig befahren (große Arbeitsbreite, Fahrweg auf der Fläche vorher gut durchdenken!)
- Mähmuster von innen nach außen, jedenfalls immer in möglicher Fluchtrichtung der Tiere (Insekten, aber auch Wirbeltiere). Z.B. weg von angrenzender Straße, Zäunen u.a. hin zu stehen bleibenden Bereichen/Hecken/stehenden Nachbarwiesen
- Fahrgeschwindigkeit möglichst gering wählen, um Fluchttieren die Flucht zu ermöglichen
- Grundsätzlich Teilbereiche stehen lassen (Rotationsbrache), Mahdrichtung auf diese Bereiche zu (s. Punkt 8)
- Arbeitsgänge Mahd und Aufnahme/Abfuhr des Mahdguts zeitlich mind. Um 1-2 Tage versetzen!
- 0-1 Tag vor der Mahd Vergrämung durch geeignete Mittel, Aufspüren von Tieren durch Absuchen/Drohnen etc.
- Die Zeit nehmen, die Kriterien gut zu bedenken und die Arbeit möglichst nach diesen Kriterien zu erfüllen