Nach 20 Jahren Naturschutzarbeit gibt sich Schlaraffenburger mit der gemeinnützigen GmbH (gGmbH) eine neue Rechtsform. Damit soll den wachsenden Aufgaben und den ideellen Zielen eine angemessene Firmenstruktur gegeben werden. Auch der Markenauftritt von Schlaraffenburger erhält nach 20 Jahren eine moderne Überarbeitung.
Das Schlaraffenburger Streuobstprojekt wurde 2002 vom Landesbund für Vogelschutz in Kooperation mit der Stadt Aschaffenburg ins Leben gerufen. Gefördert wurde es als Naturschutzprojekt vom Bayerischen Naturschutzfonds. Eingebunden waren auch die ehemaligen Keltereien Saier (Aschaffenburg), Stenger (Goldbach) sowie die Kelterei Rothenbücher in Schöllkrippen. Ab 2005 beteiligten sich auch der Landkreis Aschaffenburg und die Stadt Alzenau an dem Projekt.
Ziel war und ist der langfristige Erhalt der landschaftsprägenden Streuobstwiesen als Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen in der Region. Dies soll durch die wirtschaftliche Vermarktung der Streuobstprodukte und einer Verbesserung der Infrastruktur bei Ernte und Pflege erreicht werden. Dafür werden mit Streuobstbewirtschaftern Verträge abgeschlossen, in denen sie sich zur Einhaltung der Schlaraffenburger Kriterien verpflichten. Die Regionalität, die Einhaltung der Bioland-Richtlinie und die naturschutzgerechte Bewirtschaftung bilden dabei die drei Eckpfeiler. Im Gegenzug bekommen die Teilnehmer für ihr Kelterobst einen fairen Preis, deutlich über dem Marktpreis. Das so gesammelte Obst wird zu hochwertigen Bioland Streuobstprodukten verarbeitet und in der Region vermarktet.
„Schon bald kamen neben dem Projektmanagement weitere Aufgaben hinzu“ erklärt Michael Specht, der seit 2008 bei Schlaraffenburger arbeitet. „So haben wir zunehmend verbrachte Streuobstwiesen angepachtet und gepflegt, die Obstbaumpflege als Dienstleistung für Landschaftspflegeverband und Kommunen ausgebaut und zahlreiche Schnittkurse und Baumwartausbildungen angeboten.“ so Specht weiter.
Nach Ende der Förderphase wurde der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb für das Projekt von der Schlaraffenburger GbR mit Ute Windisch und Alexander Vorbeck weitergeführt. Seit 2010 wird das Unternehmen von Alexander Vorbeck als Schlaraffenburger Streuobstagentur alleine geleitet. 2020 wurde eine Gemeinwohlbilanz erstellt und so die Identität als gemeinwohlorientiertes Unternehmen gestärkt.
Aktuell umfassen die Streuobstaktivitäten 6 Geschäftsbereiche. An dem ursprünglichen Streuobstprojekt beteiligen sich mittlerweile 165 Teilnehmer mit ca. 13.000 Obstbäumen. Die Vermarktung sorgt dafür, dass die Rohware aus dem Streuobstprojekt als regionale Produkte verkauft werden kann. Über den landwirtschaftlichen Bio-Betrieb werden ca. 36 ha Streuobst bewirtschaftet. Die Streuobst-Dienstleistungen umfassen Pflanzung und Baumschnitt. Im Rahmen der Streuobst-Akademie werden jährlich ca 100 Seminartage rund um das Thema Streuobst angeboten. Das Streuobst-Fachbüro führt Sortenkartierungen durch, wie zuletzt die Erfassung alter Regionalsorten in Aschaffenburg und Miltenberg. Außerdem werden Streuobstkonzepte entwickelt, wie z.B. die Streuobstaktionspläne für den Landkreis Aschaffenburg.
Für die Umsetzung all dieser Aufgaben ist das Schlaraffenburger Team mittlerweile auf 12 feste MitarbeiterInnen gewachsen. Das Team wurde in den letzten Monaten deutlich verstärkt und verjüngt. So übernimmt Christian Henkel ab Mai die Bereiche Flächenmanagement, Biozertifizierung und die Betreuung des Schlaraffenburger Projektes. Katrin Vierheilig wird künftig die Vermarktung von Morgane Habegger übernehmen. „Um den gewachsenen Arbeitsbereichen auf der einen und dem ideellen Ziel des Streuobsterhalts auf der anderen Seite gerecht zu werden mußte eine neue Rechtsform gefunden werden.“ erläutert Alexander Vorbeck. „Die gemeinnützige GmbH erfüllt dabei unsere Anforderungen nach einer zukunftsfähigen Firmenstruktur am besten. Sie ermöglicht uns, wirtschaftlich tätig zu sein und gleichzeitig unsere ideellen Ziele zu verfolgen.“
Geschäftsführer der neuen gGmbH sind Michael Specht und Alexander Vorbeck. Die gGmbH übernimmt zum 1.5.2023 das operative Geschäft der Schlaraffenburger Streuobstagentur. Gleichzeitig zieht das Schlaraffenburger Büro von Mömbris nach Aschaffenburg in größere Räume. Auch optisch präsentiert sich die neue gGmbH und die Schlaraffenburger Marke ab Mai mit einem neuen Outfit. „Aber nicht alles soll sich verändern“ betonen Specht und Vorbeck. „So wollen wir weiterhin eng mit den bisherigen Kooperationspartnern Landesbund für Vogel- und Naturschutz, der Stadt und dem Landkreis Aschaffenburg sowie den Landschaftspflegeverbänden in der Region zusammenarbeiten, um uns auch in Zukunft gemeinsam mit Ihnen für den Fortbestand unserer Streuobstlandschaft einzusetzen.“
Info:
Um das 20 jährige Jubiläum und die großen Veränderungen gebührend zu feiern, veranstaltet Schlaraffenburger am 30.4.23 ab 10.00 Uhr zum europaweiten „Tag der Streuobstwiese“ ein Streuobstwiesenfest in Aschaffenburg am Parkplatz unterhalb der Kippenburg (Urbani Häcker). Nach einem Sektempfang und dem Improvisationstheater „Tabutanten“ gibt es zahlreiche Führungen zum Lebensraum Streuobst, Pferdereiten, Schafe, Sensenmähen, Streuobstkunst zum Mitmachen, und viele weitere spannende Aktivitäten rund um das Thema Streuobstwiese. Für Leib (regionales Essen und Getränke) und Seele (musikalische Unterhaltung) ist gesorgt. (Programm).